Je weiter man nach oben steigt, desto dünner wird nicht nur die Luft, sondern auch der Anteil an Frauen. Ich könnte jetzt Studien zitieren, die das belegen, aber ich denke, uns ist auch so allen bewusst, dass es trotz aller Regularien, Gesetze und viel besungener Geschlechtergleichheit so ist. Fragt man nach den Gründen dafür, bekommt man häufig Antworten, die den Missstand „Frauenmangel in Top-Positionen“ mit den Eigenheiten der Frauen erklären, nicht mit den Umständen im Unternehmen.
Und das ist in Teilen (leider) korrekt. Zumindest auf der Meta-Ebene. So sind es meiner Erfahrung nach nicht die vorhandenen oder fehlenden Eigenheiten der Frauen, die ihnen entweder den Zugang zu oder das machtvolle Wirken in Top-Positionen erschweren, sondern die Stereotypisierung, von der wir uns alle freisprechen wollen, die aber dennoch nach wie vor präsent ist. Fragt man nach den Eigenheiten erfolgreicher Manager, fallen Antworten wie: Selbstbewusstsein, Machtstreben, Durchsetzungsvermögen, usw. Aspekte also, die nach wie vor maskulin stereotypisiert werden. Welche Antworten trotz der „Soft Skills“-Welle oft fehlen? Kompetenz, Leistung, Bildungsabschlüsse, Weiterbildungen, Beziehungsmanagement, Flexibilität … die feminine Seite der Macht-Medaille.
Kennen Sie Ihren Gegner – Weibliche Führungskräfte kämpfen gegen Traditionen und Stereotypen
Natürlich könnte man hingehen und behaupten, dass diese Verknüpfung von Machtpositionen mit Stereotypen vielleicht vorhanden sein mag, aber wohl kaum Faktor bei Beförderungen ist. Das Gegenteil ist häufig der Fall. Denn schaut man auf die reinen Fakten, haben Frauen die gleichen, wenn nicht sogar bessere Aufstiegschancen als ihre männlichen Kollegen. Frauen haben mehr und höhere Bildungsabschlüsse, sie bilden sich laufend fort. Andere Hürden wie die Familienplanung mal beiseite gelassen … was bleibt als rationaler Grund? Deshalb ist es umso wichtiger, dass Frauen diese Strukturen und Stereotypen kennen, um darauf zu reagieren und zu ihren Gunsten zu nutzen. Bei ausbleibendem Erfolg mit noch mehr Weiterbildungen, Kursen, Zertifikaten oder Arbeitsleistung zu kontern, bringt sie vielleicht in den Burn-Out aber sicher nicht in die Spitzenpositionen im Management.
Autorität aufbauen, Machtdynamiken nutzen
Was wirklich hilft? Werden Sie zu einer Autorität: „Perception beats Performance!“ Natürlich müssen Leistung und Qualifikation stimmen, aber das tun sie sowieso, sonst kämen Sie für die Position gar nicht in Frage und – glauben Sie mir – wenn eine Frau sich auf eine Stelle bewirbt, ist sie meist sehr sicher, dafür auch ausreichend qualifiziert zu sein, denn immer noch ist das weibliche Geschlecht hier wesentlich zögerlicher unterwegs als das männliche. Richten Sie Ihren Fokus also weg von der Leistungsebene und hin zu der Wirkungsebene. In Ihrem Feld eine Autorität zu werden, ist ein Prozess, den Sie selbst initiieren (müssen). Ganz praktisch können die folgenden Punkte Ihnen dabei helfen:
- Zögern Sie nicht, die Menschen in Ihrem Netzwerk um einen Gefallen oder um Rat zu bitten.
- Werden Sie Teil einer Community
- Sprechen Sie gut über sich und andere
- Haben Sie einen Plan vor Augen und verfolgen Sie Ihre Ziele
- Glauben Sie an sich und Ihre Fähigkeiten; Frauen tendieren noch immer dazu, sich weniger zuzutrauen als Männer, auch wenn sie genauso qualifiziert sind wie ihre Kollegen. Männer machen Niederlagen zum Sieg, Frauen fragen sich leider noch zu oft, was sie falsch gemacht haben.
- Überhören Sie Kritik auch mal. Gegenargumente kümmern Sie wenig, Sie interessieren sich freundlich dafür und wachsen dadurch. Sie verteidigen oder rechtfertigen sich aber nicht. Sie spielen kein Rechthabenspiel. Sie ignorieren die Speerspitzen, die in ihre Richtung zielen und nehmen anderen Wind aus den Segeln. Sie lassen sich nicht auf Duelle ein, sondern punkten mit Ihrer Leidenschaft für Ihre Themen.
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